Sein Werk

Einleitung
Weiss dominiert in seiner Epoche das Gebiet der Lautenmusik. Wie J.S. Bach hat er die unterschiedlichsten Musikstile zu großartiger Barockmusik verschmolzen. Seine ersten Werke könnte man fast als Post-Renaissance bezeichnen und in seinen Werken am Ende seines Lebens sind bereits einige Elemente der Klassik und Romantik angedeutet. Wenn man den wenigen Zeugnissen, die uns überliefert sind, Glauben schenkt, war sein Spiel einmalig und seine Technik besonders entwickelt.

Ungefähr 650 Werke von Weiss für Laute solo sind heute bekannt und daneben ein Dutzend Ensemblewerke, von denen nur die Lautenstimme übrig geblieben ist. Das Gesamtwerk, das das umfassendste in der Geschichte der Lautenmusik ist, findet sich zerstreut in um die 45 Manuskripten in ganz Europa (Dresden, London, Moskau, Salzburg, Wien, Warschau & Paris). Schon allein die Manuskripte von London und Dresden enthalten ca. 360 Stücke in Tabulatur.



Die Tabelle unten führt die gesamten historischen Quellen der Lautenwerke von Silvius Leopold Weiss auf. Sie wurde von Douglas Alton Smith erstellt (cf."Geschichte einer Wiederentdeckung"). Für die Kürzel der Handschriften beziehen wir uns auf das Vorwort der Gesamtausgabe der Werke von S.L.Weiss im Peters Verlag Frankfurt, die D.A. Smith 1984 begonnen hat (Bisher sind 4 Bände über das Londoner Manuskript erschienen, die restlichen 6 Bände sollen im Bärenreiter-Verlag erscheinen, hgg. v. T.Crawford - cf."Literatur"). Die späteren Ergänzungen sind aus der August-Ausgabe 1995 der Lute Society of America Quarterly.

Wenn man von den Manuskripten von London, Dresden und Moskau absieht, in denen Werke von Weiss gesammelt wurden, sind die meisten Tabulatur-Handschriften Zusammenstellungen der Werke verschiedener Lautenkomponisten. Die meisten sind, wenn überhaupt, heute eher wenig bekannt. Dazu kommt noch, dass viele Stücke ohne Autorenangabe überliefert wurden. Das macht es sehr schwer herauszufinden, ob sich Stücke von Weiss darunter befinden. Auch wenn die Gesamtzahl seiner uns bekannten Werke mehr als 650 beträgt, gibt es noch viele andere, die wohl verloren gegangen sind. Es gibt einem einen Stich in das Herz, wenn man zum Beispiel an die 30 unauffindbaren Partiten denkt, die im Breitkopf-Katalog von 1769 erwähnt sind (cf. Breitkopf-Inzipits). Man kann sicherlich mit mehr als 200 Werken rechnen, die verloren gegangen sind. Bei manchen der Werke seines Oeuvres ist die Urheberschaft zweifelhaft. Im Gegenzug sind aber sicher einige bisher nicht identifizierte Werke von Weiss in den vielen Manuskripten mit anonym überlieferten Sätzen vergraben. Vielleicht können zukünftige Lautenisten, die sich in ihren Analysen und Interpretationen dem Stil von Weiss weiter angenähert haben, feststellen, welche Werke sicher von ihm, welche zweifelhaft oder eher nicht von ihm stammen. Dazu ist eine solide Interpretationsgrundlage notwendig, die sich in gleicher Weise mit den Zeitgenossen und Schülern von Weiss bis ca. 1800 beschäftigt, die auch sehr viel für die Laute geschrieben haben. Das alles braucht aber seine Zeit, schließlich ist es noch nicht so lange her, dass wir uns wieder der Barocklaute zuwendet haben!

Es wäre zu wünschen, dass die Mehrzahl der zugänglichen Manuskripte, aus der Renaissance ebenso wie aus dem Barock, publiziert wird (was auch mehr und mehr geschieht), und dass die anderen aus den Schränken ans Tageslicht geholt werden können, in denen sie eingeschlossen sind (ich denke zum Beispiel an die Musik von Sieur de Maisonneuve, dem Gründer von Montreal, der auch Lautenist war). Die Kenntnis all dieser Werke wird eines schönen Tages erlauben, die verschiedenen Autoren und Stile zu identifizieren und zu verstehen, unter denen Weiss ganz sicher an herausragender Stelle zu nennen ist.

Die Tabelle unten gibt einen Überblick über die originalen Manuskripte und über die gedruckten Ausgaben. Den Titeln voran gehen in der ersten Spalte Signaturen, wie sie in Bibliotheken gebräuchlich sind. In den letzten beiden Spalten werden zwei Zahlen angegeben: Die erste gibt die Anzahl der Stücke von Weiss an, die nur in diesem Manuskript überliefert sind. Die zweite die Anzahl der Stücke, die Konkordanzen in anderen weiss'schen Quellen haben.

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Signatur Ort Anzahl der Unikate Anzahl der Konkordanzen
Agö I Benediktinerabtei von Göttweig, Österreich (Es scheint kein Stück von Weiss darunter zu sein. Handelt es sich um eine Verwechslung mit AGö II?)
AGö II Benediktinerabtei de Göttweig, Österreich 1 12
As Stadtbibliothek Augsburg, Deutschland 3 1
BA Nationalbibliothek Buenos Aires, Argentinien 0 7
BBc 5 Konservatorium Royal Brüssel, Belgien 0 1
BBc 15 Konservatorium Royal Brüssel, Belgien 0 2
BBc 27 Konservatorium Royal Brüssel, Belgien 6 0
BBr 4087 Konservatorium Royal Brüssel, Belgien 0 4
BBr 4089 Konservatorium Royal Brüssel, Belgien 0 1
Brno 371 Oddeleni Hudebne Historicke Moravskeho Muzea de Brno (Brünn), Tschechische Republik 7 2
Brno 372 Oddeleni Hudebne Historicke Moravskeho Muzea de Brno (Brünn), Tschechische Republik 0 10
Dl Sächsische Landesbibliothek Dresden, Deutschland (Besteht aus 5 Bänden Solomusik und 1 Band Ensemblewerken (bzw. Duos)) 113 137
EbLP Bibliothek des Grafen Goëss, Schloss Ebenthal, Kärnten, Österreich 0 1
Niedersächsische Staats-und Universitätsbibliothek de Göttingen, Deutschland 0 2
Ha Bibliothek von Carl Dolmetsch, Haslemere, England 19 33
Haag Gementemuseum Den Haag, Holland 0 6
Knu Universitäts-und Stadtbibliothek Köln, Deutschland 1 2
Lbm I British Library London, England (Details finden Sie in der Abhandlung von Michel Cardin) 102 132
Lbm II British Library London, England, Heft des Lautenisten Straube 0 1
Mbs Bayerische Staatsbibliothek München, Deutschland 8 26
Mcm Glinka Museum Moskau, Russland 40 10
NYPL New York Public Library, USA 0 8
Pnm Knibovny Narodniko Museum Prag, Tschechische Republik 1 2
Po Helichovo Museum Podebrady, Tschechische Republik 3 14
Pth I Nationalbibliothek Paris, Frankreich (ex-lib. von G. Thibault, Gräfin von Chambure), « Fantaisies et Préludes composés par Mr. Weiss à Rome » 4 4
Pth II Nationalbibliothek Paris, Frankreich (ex-lib. von G. Thibault, Gräfin von Chambure), «Venetiis 7 7br.1712 » 22 15
Rou I Universitätsbibliothek Rostock, Deutschland 7 13
Rou II Universitätsbibliothek Rostock, Deutschland 0 4
Rou III Universitätsbibliothek Rostock, Deutschland 0 3
Rou (IV) Universitätsbibliothek Rostock, Deutschland 0 1
SEI Stiftsbibliothek Seitenstetten, Österreich 1 4
Sst Studienbibliothek Salzburg, Österreich 17 23
St Bibliothek des Musikinstituts der Universität Straßburg, Frankreich « Baltic Lute Book » (Die thematischen Recherchen laufen noch) ? 1
V 18761 Österreichische Nationalbibliothek Wien, Österreich 22 4
V 18829 Österreichische Nationalbibliothek Wien, Österreich 1 23
V 1078 Österreichische Nationalbibliothek Wien, Österreich 1 8
Wru (W2002) Universitätsbibliothek Wroclaw (Breslau), Polen 10 19
W 2003 Universitätsbibliothek Warschau, Polen 10 51
W 2004 Universitätsbibliothek Warschau, Polen 11 39
W 2005 Universitätsbibliothek Warschau, Polen 2 46
W 2006 Universitätsbibliothek Warschau, Polen 0 2
W 2008 Universitätsbibliothek Warschau, Polen 0 7
W 2009 Universitätsbibliothek Warschau, Polen 0 7
W 2010 Universitätsbibliothek Warschau, Polen 0 11


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Signatur Ort Anzahl der Unikate Anzahl der Konkordanzen
BDG/Ven Fondation Cini Venedig, Italien. Das Werk ist verschollen, aber es existieren zwei Stücke, die Oscar Chilesotti transkribiert hat in: Rivista musicale italiana 19, 1912 0 2
Bk Thematischer Katalog Breitkopf, Supplément IV, l769, enthält 66 Incipien von 66 Partiten von S.L. Weiss. 34 davon sind heute unauffindbar. ? 32
Tel Georg Philipp Telemann, «Der Getreue Musik-Meister», 1728, Hamburg, Deutschland: Das einzige gedruckte Werk zu Weißens Lebzeiten. 0 1




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