© Michel Cardin
Das Londoner Manuskript


Solo-Sonate 2 in D-Dur
(Smith-Crawford 2)

Die kompletten und berarbeiteten Texte von 'London unveiled' von Michel Cardin können als pdf-Dateien herunter geladen werden (zur Zeit nur in Englisch): 'London unveiled'

Die sieben Sätze, aus der die Suite besteht, finden sind auch in sechs weiteren Städten über ganz Europas zerstreut. Wenn die Laute in einer Tonart gestimmt ist, die weit von der normalen Stimmung entfernt ist, ändern sich die technischen und die musikalischen Möglichkeiten durch die anders gestimmten offenen Bässe. Vermutlich fördert das die Inspiration in der neuen Tonart. Weiss zeigt hier seine offensichtliche Freude, die schönen Klänge des mittleren Registers zu entfalten und den Leitton im tiefen Register empfindsam zu gebrauchen, was wundervolle Modulationen mit sich bringt. Der Charakter von D-Dur ist deutlich von F-Dur zu unterscheiden und wird folgendermaßen beschrieben: "Dieser Ton ist von Natur aus etwas scharff und eigensinnig, und zum Lermen, lustigen, kriegerischen und aufmunternden Sachen wohl am allerbequemsten...". Weiss scheint dem zuzustimmen, denn das Prelude schenkt nicht einen Moment der Milde oder Ruhe und stellt unzweideutig Brillanz und Macht dar.

Obwohl die Allemande fragil und zurückhaltend wirkt, entspricht sie trotzdem dem Charakter der Tonart. Denn, wie Mattheson bemerkt, kann man nicht in Abrede stellen, "dass nicht auch dieser harte Ton, [...], gar artige und fremde Anleitung zu delicaten Sachen geben könnte". Der Kontrast zwischen dem Prelude und der Allemande ist sehr klar, aber trotzdem sehr natürlich.

Die Courante ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert:

  1. Ihr Grundrhythmus besteht aus Sechzehnteln und nicht aus Achteln.
  2. Sie stellt hohe Anforderungen an die Beweglichkeit des Ringfingers, was zeigt, dass Weiss diesen Finger im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen mit großer Leichtigkeit verwendete. Nur so war für ihn ein solches kontinuierliches Arpeggio wie in dieser Courante möglich.
Die Bourée ist genauso dynamisch, trägt aber zusätzlich noch eine festliche Stimmung in sich. Die Sarabande beginnt mit vielen sehnsüchtigen Akkorden und gefühlvollen Appogiaturas, aber in ihrem zweiten Teil lässt diese Sehnsucht nach und endet wie in Enttäuschung.

Das Menuet ist sehr kurz und unbekümmert und macht schnell der Giga Platz, die den lebhaften Affekt von D-Dur wiederbringt. Wie bei Suite Nr. 1 (S-C 1) könnten auch hier andere Sätze hinzugefügt werden: Die Gavotte und das Double aus der Londoner Handschrift, die bei bei den Einzelstücken enthalten sein werden, sowie eine Chaconne, die in Warschau den Schluss bildet.
Weiss' Handschrift findet sich in London bei der Allemande, dem ersten Teil der Courante, einem Abschnitt der Sarabande, sowie im Menuet und der Giga.


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