© Michel Cardin
Das Londoner Manuskript


Solo-Sonate 4 in G-Dur
(Smith-Crawford 5)

Die kompletten und berarbeiteten Texte von 'London unveiled' von Michel Cardin können als pdf-Dateien herunter geladen werden (zur Zeit nur in Englisch): 'London unveiled'

Suite Nr. 4 ist wie Suite Nr. 3 kein Autograph außer einigen kleineren Korrekturen hier und da. In diesem Fall handelt es sich allerdings um ein Unikat, wenn man von den beiden Anfangstakten der Allemande absieht, die exakt so auch im Incipienkatalog von Breitkopf 1769 auftauchen. Sie ist auch in sich geschlossen, so dass wir hier nicht über zusätzliche Ergänzungssätze zu diskutieren brauchen, wie zum Beispiel bei den Suiten Nr. 1 und 2. Zwar folgen direkt auf die Suite Nr. 4 ein Allegro und eine Courente Royale in G-Dur, aber im Gegensatz zu den vorherigen Suiten fehlt dabei jeglicher stylistische Zusammenhang.

Eine auffallend Ähnlichkeit besteht zwischen den ersten Noten des Preludes und dem Anfang das Preludes der ersten Suite von J.S.Bach für Violoncello solo (ebenfalls in G-Dur) besteht, sowie die Analogie zwischen der Gigue dieser Suite und derjenigen der 3. Partita für Violine solo von Bach. Eine dritte Analogie findet sich in der Mitte - und nicht am Anfang, ein kleiner Unterschied - der Bourree, wo man das Thema des "Blacksmith" wiedererkennen kann, das auch Händel in seiner 5. Cembalo-Suite verwendet.

Das Prelude erinnert in vielerlei Hinsicht an Bach, wenn man von der Länge absieht: Es ist kurz bei Weiss, der viele seiner Preludes wenig ausgearbeitet hat, aber dafür viele davon komponiert hat, lang bei Bach, der scheinbar alle musikalischen Möglichkeiten eines Themas ausloten will, aber dafür wenige Preludes für Suiten geschrieben hat (siehe auch Suite Nr. 24). Weiss lässt hier wie üblich die Taktstriche weg, auch wenn die Akzentuierung sehr gleichmäßig scheint. Der Grundschlag in Achteln legt ein gemäßigtes Tempo nahe.

Dem Prelude folgt eine elegische und meditative Allemande, die durch den häufigen Gebrauch des hohen Registers am Beginn einer Phrase eine hellere Farbe erhält.

Die Courante mit ihren agilen Arpeggios bietet eine neue Ähnlichkeit, diesmal nicht thematisch, sondern von der generellen musikalischen Gestaltung her. Man wird hier zwangsläufig an Vivaldi denken müssen. Die berühmten langanhaltenden Modulationen des "roten Priester" finden sich von Anfang bis Ende.

Statt einer Sarabande folgt, wie üblich bei Weiss, auf die Courante die Bourree. Ihre kurzen melodiösen Phrasen sind variiert trotz der identischen Eröffnung:  .

Die Sarabande hütet entschlossen die Charakteristik, die G-Dur auszeichnet: eine lebhafte, inspirierende Art.

Das Menuet ist von sich aus sehr lebhaft, so dass wir es etwas schneller als sonst nehmen. Die Melodie- und die Bassstimme werfen sich gegenseitig die Freude zu durch ihre kurz aufeinander folgenden Einsätze.

Die Gigue führt diesen Überschwang bis zum Ende der Suite weiter, und verleitet noch mehr als die anderen Sätze zu verzierten Wiederholungen. Diese zusätzlichen Arabesquen machen sie noch glanzvoller und bestärken ihren abschließender Charakter.
 
 


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